Neues Kletter-Leitsystem für blinde und sehbehinderte SportlerInnen
„Das neu entwickelte Kletter-Leitsystem ermöglicht es blinden und sehbehinderten Kletterern, sich selbstständig an der Kletterwand zu orientieren“, erklärt Entwickler Markus Plankensteiner, Geschäftsführer der planM. Mit Natursteingriffen statt Kunstplastik wird zudem das Feingefühl für verschiedene Gesteinsarten (Granit, Kalkstein, Sandstein, Gneis..) geschult.
Als Kletterreferent der Naturfreunde Innsbruck konnte Markus Plankensteiner bei der Umsetzung des Projektes auf die Unterstützung des Vereins zählen. „Die Naturfreunde stehen für gelebte Solidarität, daher unterstützen wir das Leitsystem für Kletterer mit Sehbehinderung und Blindheit der Firma planM und freuen uns, dass wir uns aktiv bei der Umsetzung beteiligen dürfen“, erklärt Naturfreunde-Obmann Andreas Focke. „Mit der Entwicklung dieses Leitsystems und dem erstmaligen Einsatz in einer unserer Kletterhallen ist uns ein weiterer Schritt in diese Richtung gelungen. Auf Grund der natürlichen Strukturen und der interessanten Haptik ist die Kletterwand übrigens auch für Sehende eine interessante Erfahrung."
Das neue Kletter-Leitsystem
Die Besonderheit des Systems für blinde und sehbehinderte Personen: Hinter den Griffen befinden sich an der Wand signalgelbe, tropfenförmige Scheiben, in die schwarze, taktile Muster eingearbeitet sind. Anhand des jeweiligen Musters kann man ergreifen, auf welcher Route man sich befindet. Der spitz zusammenlaufende Teil der Scheibe gibt die Richtung an, in der sich der nächste Griff befindet. Der Stein ist Naturstein, was gerade in der Arbeit mit blinden und sehbehinderten Menschen die Wahrnehmung besonders schult.
Selbstbetroffener Entwickler
„Als passionierter Kletterer musste ich am eigenen Leib erfahren, wie mir meine Farbfehlsichtigkeit Grenzen im Sport aufzeigte, da Kletterrouten ja in verschiedenen Farben geschraubt werden. Das wollte ich so nicht akzeptieren“, so System-Entwickler und Naturfreunde-Sportreferent Markus Plankensteiner. Im Laufe des Entwicklungsprozesses kam das Ziel hinzu, auch blinden SportlerInnen Zugang zum Klettern zu ermöglichen.
Pilotprojekt
Im Oktober fand ein Pilotprojekt statt, bei dem blinde und sehbehinderte Kinder spielerisch an das System herangeführt wurden. Dabei standen das Kennenlernen der Scheiben, das Ertasten der Natursteingriffe, die Gruppenerfahrung und der Spaß an der Bewegung im Mittelpunkt des Projektes. Katharina Feichtner-Bramböck, Pädagogische Frühförderin für blinde und sehbehinderte Kinder: „Es ist wunderschön zu beobachten, dass nicht nur das kletternde Kind mit einem Strahlen im Gesicht von der Wand kommt. Auch die begleitenden Frühförderinnen freuen sich mit.“
Wir bedanken uns bei unseren Kooperationspartnern planM und BSVT (Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol) für den ausgezeichneten Projektverlauf und sind überzeugt, dass das System eine große Bereicherung in der Frühförderung ist.